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Für eine gute Sache kämpfen?

Geeenpeace, Avaaz, Ärzte ohne GrenzenBrot für die Welt. Organisationen, die eines gemeinsam haben: Sie haben eine Mission, die zum Wohle des Lebens auf der Erde beitragen soll. Greenpeace führt keinen Kampf gegen die Walfänger sondern schützt die Wale, wo immer es notwendig ist. Avaaz klagt nicht an, sondern klärt auf und treibt die globale Kommunikation und Demokratisierung voran. Auch Ärzte ohne Grenzen helfen anderen Menschen in Notgebieten und kämpfen bestenfalls gegen Blutverlust, Herzversagen oder andere lebensbedrohenden Symptomen, jedoch nie gegen die Kräfte, die die Notgebiete zu solchen haben werden lassen.

Diese Differenzierung könnte man als Haarspalterei bezeichnen, doch sie ist weit mehr als das: Sie ist entscheidend dafür, ob wir im Krieg oder im Frieden leben.

Da geht es zunächst um das Wort kämpfen. Ein Wort, das immer einen Gegner verlangt. Wer oder was sind meine Gegner? Solange es sich um meine eigenen, internen Angelegenheiten handelt, ist es noch unbedenklich. Ich kämpfe gegen meine Faulheit. Ich kämpfe gegen meine Arroganz. Ich kämpfe um Anerkennung. Ich kämpfe für meine Kinder. Doch auch hier müssen wir uns fragen: Wer sind meine Gegner? In den ersten beiden Fällen sind es meine Wesenszüge. In den beiden letzten Beispielen sind es andere Menschen. Vielleicht mein Chef oder meine Kollegen, meine Eltern oder Schulkameraden. Wer für seine Kinder kämpft, dessen Gegner sind vielleicht der andere Elternteil, die Lehrer oder das Jugendamt.

Solange ich Gegner habe, bin ich unweigerlich im Krieg. Damit unterstütze ich nicht nur auf globaler Bewusstseinsebene die Dualität Krieg-Frieden sondern bringe mich selbst in den Zustand des Getrenntseins von Allem, was ist. Am deutlichsten spüre ich diesen Zustand, wenn es mir schwer fällt, mit meinem Herzen zu schauen, zu denken und zu handeln.

Ich will weder gegen den Krieg zu Felde ziehen noch gegen Korruption, Kindesmissbrauch oder gegen den ständig bedrohlicher werdenden Elektrosmog. Alle Erscheinungen sind Ausdrucksformen der Dualität. Tag und Nacht. Berg und Tal. Heiss und kalt. Arm und reich. Krieg und Frieden.

Niemand würde auf die Idee kommen, die Nacht bekämpfen zu wollen oder den Berg ohne das Tal zu fordern. Dualitäten haben die Eigenschaft, sich letztlich immer auszugleichen. Wir kennen das Bild von Yin und Yang.

Was bedeutet dies für mich? Wenn ich in meinem Seinszustand bin, dann gibt es weder Krieg noch Frieden. Meinen Seinszustand könnte ich als friedlich bezeichnen, doch damit bliebe ich in dem Dualitätsspiel Krieg-Frieden. Ich sage deshalb lieber: Ich bin ausgeglichen. In Balance. Keine Gefühle, die mich bewegen, keine Gedanken, die mich beschäftigen. Entspannt. Was hat das mit Krieg oder Frieden zu tun? Nichts. Also hüte ich mich davor, diese Worte zu benutzen, denn sie geben dieser Dualität weitere Energie.

Was wäre, wenn man dieser Dualität Krieg-Frieden einfach keine Energie mehr gäbe? Niemand würde dann noch einen Frieden erhalten müssen – notfalls mit Waffen. Wie nahtlos die Grenze zwischen Krieg und Frieden verläuft, wird an den „Blauhelmen“ deutlich. Die Friedenstruppen der Vereinten Nationen wären von Kriegstruppen nicht zu unterscheiden, hätten sie nicht den blauen Helm. Sie gehören zu einer Militäreinrichtung, die zum Erhalt des Friedens auch Menschen töten würden.  So verwunderlich es auch scheinen mag, dass sie 1988 mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurden, so logisch wird es für Menschen, die erkannt haben, dass es sich hier um eine Erscheinungsform innerhalb des Kräftespiels zwischen zwei Polen handelt.

Eine Welt ohne Krieg und Frieden? Ich mache mir nichts vor! Die mag es zwar geben, doch diese Welt wird immer eine Welt der Dualitäten sein. Angenehm und unangenehm, unerträglich und himmlisch. Wir werden auch in Zukunft lieben und Angst haben, in Beziehungen zwischen Nähe und Distanz pendeln, denn all dies ist das Leben. Ein indischer Weiser hat mir mal gesagt: Die Schöpfung ist Gottes Sportplatz. Hier kann er sich selbst wahrnehmen, erfahren, fühlen. Ohne diese dreidimensionale Welt der Materie wäre es doch undenkbar.

Also erkenne ich, dass es weder etwas zu bekämpfen noch zu erkämpfen gibt, denn sobald ich kämpfe, ernenne ich Gegner und damit giesse ich Öl ins Feuer von Krieg und Frieden. Das soll nicht heissen, dass ich zum blutarmen Neutrum mutiere. Im Gegenteil. Ich kann meine Energien schon für eine gute Sache einsetzen und mich dafür begeistern, zum Beispiel für die Unterstützung all der Menschen, die unter Elektrosmog und anderen Umweltbelastungen leiden.

Doch ich werde mich nie gegen die Mobilfunkindustrie richten, denn damit würde ich einen Gegner markieren und zum Mitspieler in einem Spiel werden, bei dem es nur wenige Gewinner und unzählbar viele Verlierer geben kann.

Richard Neubersch

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